Handlungsspielräume statt Burnout?
Der Termin für das Meeting ist vorgegeben, die Abgabefrist rückt näher und selbst vor dem Kunden muss gelächelt werden, obgleich wir uns heute ganz anders fühlen. Fördert das die Erschöpfungsdepression?
Jeder dritte Angestellte in Europa beklagt lt. einer Eurofond-Erhebung, unter einen zu hohen Zeitdruck zu arbeiten. Zugleich werden bei vielen Tätigkeiten bestimmte Emotionen abverlangt, die nach aussen hin gezeigt werden müssen, auch wenn sie mit dem eigenen Gefühlszustand nicht übereinstimmen wie vor allem im Kundenkontakt.
Was beinhalten Handlungsspielräume?
Bisher ging man in der arbeitspsychologischen Forschung davon aus, dass Handlungsspielräume förderlich für das psychische Wohlergehen der Mitarbeiter sind. Mit Handlungsspielräumen ist gemeint, dass Beschäftigte Möglichkeiten haben, etwas eigenständig entscheiden zu können, wann beispielsweise eine Aufgabe bearbeitet wird.
Nun wurden die Arbeitsanforderungen in Bezug auf Handlungsspielräume von Psychologinnen des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund (fADO) untersucht.
Wie wird die Arbeitssituation von Beschäftigten eingeschätzt?
Die Wissenschaftler haben für die Studie Daten von Beschäftigten eines Versorgungsunternehmens analysiert. Dabei handelt es sich um die Selbsteinschätzung zu Fragen der Arbeitssituation. Es ging um die Handlungsspielräume am Arbeitsplatz, das eigene Gefühl der Erschöpfung und den Zeitdruck, unter den sie arbeiten sowie über ihre Emotionen, die sie regulieren müssen.
Die Ergebnisse der Onlinebefragungen zeigen, dass ein hohes Mass an Handlungsspielräumen während der Arbeit die Gesundheit und das Wohlbefinden fördern kann. Allerdings gilt dies nicht für alle Berufe wie beispielsweise für Selbständige.
Weniger Stress durch selbstbestimmtes Arbeiten?
Tatsächlich spielt die Arbeitsanforderung bei der Handlungsfreiheit eine Rolle. Während sich Beschäftigte mit einem hohen Arbeitspensum und Abgabefristen weniger gestresst empfinden, wenn sie ihre Arbeitsabläufe selbst bestimmen können, kann eine zu grosse Handlungsfreiheit auch belasten.
Denn die Freiheit bedeutet gleichzeitig eine Eigenverantwortung, den Arbeitstag zu strukturieren, um die Aufgaben erledigen zu können. Im Umgang mit Kunden müssen Beschäftige ihre Gefühle im Griff haben und Beides zusammen kann dem einen oder anderen zu viel werden.
Was können Arbeitgeber in der Praxis tun?
Generell muss geklärt werden, was vom jeweiligen Beschäftigten schwerpunktmässig verlangt wird. Dann sollte entschieden werden, wie selbstständig der Betreffende arbeiten sollte. Bei einem hohen Zeitdruck, sind Spielräume förderlich.
Umgekehrt ist es bei emotional belastenden Tätigkeiten wie im Verkaufs- oder Servicebereich. Hier können vorgegebene Verhaltensstrategien den Beschäftigten entlasten wie beispielsweise im Umgang mit Kundenbeschwerden.