Es klingt wie ein Paradoxon. Viele Menschen fahren aufs Land um sich zu erholen. Wie kann man in dieser Idylle an Burnout erkranken?

Auch wenn Landwirte abseits von Grossstädten arbeiten, bedeutet das nicht, dass sie von Stress und hohen Belastungen befreit sind. Die Realität ist für viele Bauern eine andere, wie sich knallhart zeigt.

Burnout in der Idylle?

Ein Bauernhof ist ebenso ein Betrieb, der nach wirtschaftlichen Gesichtspunkten arbeitet. Dazu gehören ein hohes Arbeitspensum und ein starker wirtschaftlicher Druck. Verordnungen und Auflagen sowie die niedrigen Preise, die Diskussion über die landwirtschaftlichen Produkte erschweren nicht nur die Existenz der Höfe sondern machen es den Landwirten auch schwer, motiviert und mit Freude zu arbeiten.

Bei vielen Höfen handelt es sich um Familienbetriebe, die von Generation zu Generation weitergegeben werden. So versuchen die Landwirte den Bauernhof trotz aller widrigen Umstände zu halten und setzen ihn über die eigenen Bedürfnisse.

Sind Bauern eine Burnout-Risikogruppe?

Typisch, wie es auch bei anderen Burnout-Risikogruppen vorkommt, ist das Verschweigen des Drucks und beginnender gesundheitlicher Störungen. Viele Landwirte arbeiten, obgleich sich bereits physische und psychische Symptome zeigen.

Auch die Familien werden durch ein Burnout belastet. Hinzu kommt, dass die Höfe oft nicht mehr gut geführt werden. So kann es zu Missständen in der Tierhaltung kommen, was die Probleme und den Druck noch erhöht

Erleiden immer mehr Landwirte ein Burnout?

Um geschätzte 30 bis 40 Prozent sollen die psychische Erkrankungen bei Landwirten gestiegen sein. Bereits vor drei Jahren war bei jedem sechsten Landwirt in Deutschland, nach Angaben der Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau, Depressionen, Burnout und andere psychische Erkrankungen die Ursache für eine Erwerbsminderung.

Netzwerk gegen das Burnout?

Im nördlichsten deutschen Bundesland ist man derzeit bestrebt, ein Netzwerk an Hilfsangeboten aufzubauen. Damit haben betroffene Landwirte eine Anlaufstelle. An diese Burnout-Risikogruppe heranzukommen ist nicht immer leicht. Dass es Hilfe gibt, kann für viele Bauern ein Anfang sein, sich dem Burnout zu stellen und einen Ausweg aus der Erkrankung und dem zunehmenden Druck zu finden.