Kann ich meinen Kollegen auf ein Burnout ansprechen?
Burnout kann jedem passieren, der seine Arbeit ernst nimmt. Was kann ich als Kollege tun, wenn sich Leistungen bei Kollegen verschlechtern oder sich sein Verhalten verändert?
Burnout ist, auch wenn es in aller Munde ist, ein sensibles Thema. Nämlich dann, wenn wir uns fragen, ob wir selbst betroffen sind oder eine uns nahestehende Person wie ein Kollege.
Kann ich ein Burnout als Aussenstehender erkennen?
Viele Betroffene haben damit Probleme zu erkennen oder sich einzugestehen, dass sie an einem Burnout leiden. Wie also soll ein Aussenstehender erkennen, ob jemand gefährdet oder bereits erkrankt ist?
Eine sehr wichtige Voraussetzung ist, den Kollegen schon lange zu kennen. Burnout ist ein Prozess, der verschiedene Phasen durchläuft. Als Aussenstehender ist es nicht wichtig, die Phasen eines Burnouts zu kennen, wohl aber die Veränderungen zu sehen.
Eine Veränderung wäre, wenn ein Kollege, der seine Arbeit stets gut und gewissenhaft erledigt hat, plötzlich auffällig viele Fehler macht, jemand, der bisher mit grossem Einsatz und Engagement gearbeitet hat, plötzlich nur noch zynische Bemerkung dafür erübrigt.
Bemerkt werden kann auch die zunehmende körperliche, geistige und emotionale Erschöpfung, wenn die Arbeit schwerer fällt und Kollegen mehr Überstunden machen. Anzeichen können sein, wenn der Humor durch Reizbarkeit ersetzt wird und sich Kollegen zurückziehen.
Lange oder kurzfristige Veränderungen?
Wer seine Kollegen schon lange oder gut kennt, kann diese Veränderungen eher bemerken oder unterscheiden, ob sie nur vorübergehend sind, weil der Betreffende gerade Familienzuwachs bekommen hat, der Hausbau zusätzlich belastet oder ob sich der Betreffende schon seit längeren verändert „ohne ersichtlichen Grund“.
Wer einen guten Kontakt zu seinen Kollegen hat, hat gleichzeitig die Möglichkeit, den Burnout-Betroffenen darauf anzusprechen.
Kollegen sollten sich in ihrem Team wohlwollend Aufmerksamkeit schenken. Fallen einem Veränderungen auf, ist es wichtig weiterhin einen freundlichen Kontakt zu halten. Grüssen und nach dem Befinden zu Fragen ist eine Möglichkeit den Kontakt zu halten und Wertschätzung auszudrücken.
Rückmeldungen – ein Burnout?
Auf diese Weise können Kollegen auch ihre Sorge ausdrücken. Diese Rückmeldungen können für Betroffene Signale sein, dass ihre Erschöpfung nicht nur eine kurzzeitige Einbildung ist.
Treten vermehrt Fehler auf, sollte darauf hingewiesen werden und auch angekündigt werden, dass dies den Vorgesetzten mitgeteilt werden muss. Wichtig ist es hier, dass dies keine Drohung darstellt sondern im guten Sinn gemeint ist, weil auch das Team darunter leidet und einer Leistungsminderung auf den Grund gegangen werden sollte.
Ganz wichtig ist es, nicht in eine pseudotherapeutische Rolle zu schlüpfen sondern auf einer kollegialen Ebene zu bleiben.
Bis zuletzt nichts bemerkt?
Es gibt auch Kollegen, denen alles über den Kopf wächst und die dennoch bis zuletzt für Aussenstehende perfekt funktionieren. Sie verschwinden plötzlich in eine lange Krankheitsphase und Kollegen bleiben ratlos zurück.
Als Kollege sollte man sich selbst keine Vorwürfe machen, denn das Burnout ist, wie bereits erwähnt für Betroffene sensibel und zugleich beschämend, sich vermeintliche Schwächen einzugestehen und vor allem darüber zu reden. Oft sind es die körperlichen Symptome, die letztendliche einen Schlussstrich unter das Tabu ziehen und das Burnout erzwungenermassen zum Vorschein bringen.