Anleitung zum Kitzeln
Geliebt und gehasst! Kannst Du einem Kitzelangriff widerstehen?
Jeder kennt die kitzeligen Stellen seines Partners und wie er gewissermassen etwas aus ihm herauskitzeln kann. Und jeder bemerkt ebenso, dass er sich selbst nicht kitzeln kann. Wie aber ist das möglich?
Warum können wir uns selbst nicht kitzeln?
Was es mit Kitzeln auf sich hat, wird längst untersucht. Das wir uns selbst nicht kitzeln können, hängt mit unserem Gehirn zusammen, denn dort wird vorhergesagt, wie sich die eigenen Bewegungen anfühlen. Andersherum, wenn wir uns bewegen, dann erwartet das Gehirn bestimmte Gefühle.
Stimmen die erwartete Berührung nicht mit der tatsächlich gefühlten überein, sendet das Gehirn ein Signal, etwas Besonderes geschieht …
Wenn wir uns also selbst kitzeln und der „Kitzelbefehl“ zur Hand geleitet wird, dann blendet das Gehirn das Kitzelgefühl automatisch aus, was im funktionellen Magnetresonanztomografen (fMRT) nachweisbar ist.
Interessant innerhalb der Kitzelstudien ist, dass Schizophrene sich selbst kitzeln können. Das Gehirn zeigt keinen Unterschied, ob sie gekitzelt werden oder sich selbst kitzeln.
Warum wirft uns das Kitzeln so aus der Bahn?
Viele Erwachsene hassen regelrecht die Kitzelattacke, denn dieses alberne Ding macht uns binnen Sekunden völlig wehrlos?
Knismesis oder Gargalesis?
Forscher unterscheiden beim Kitzeln zwischen der softigen Variante, wenn eine Feder über die Haut streicht. Sie wird als Knismesis bezeichnet. Das unkontrollierte Zucken hat hier durchaus einen Sinn, wenn wir ein lästiges Insekt sofort abschütteln wollen.
Was aber hat es mit der sogenannten Gargalesis auf sich, dem kreischenden Gelächter?
Schon Sokrates erwähnte, dass Kitzen nur bis zu einem gewissen Grad angenehm und stets auch schmerzhaft ist. Aktuell gibt es zwei Theorien über das krampfhafte Gekicher.
Zum einen gilt es als purer Reflex, der zwar überflüssig, aber dennoch im Zuge der Evolution nicht verworfen wurde.
Der andere geht davon aus, dass Kitzelattacken in der Regel mit Spass in Zusammenhang stehen und Lachen eine naheliegende Antwort sein kann.
Kitzeln – ein zweifelhafter Genuss
So ganz geklärt ist der unglaublich schöne und unglaublich kribbelige Reflex also nicht.
Fest steht, dass auch Schimpansen kitzelig sind und ihre Lachanfälle aufgrund ihres Stimmapparates nur als kehliges Hecheln erkennbar sind. Selbst Ratten sollen kitzelig sein.
Kitzeln ist sogar konditionierbar. So fangen Leute bereits zu lachen an, wenn nur ein bestimmtes Wort fällt, dass sie von vorherigen Kitzelattacken her kennen.
Tatsächlich hat das Gesicht beim Kitzeln oft einen schmerzverzerrten Ausdruck. Ähnlich wie beim Lachen ist es körperlich auch nicht ganz ohne und hier könnte auch die Verbindung liegen.
Ob von Kindern oder Eltern oder unter Freunden fällt unter Körperberührung und etwas Soziales. Es ist anstrengend aber schön, auch wenn es wissenschaftlich ein längst überholter Reflex ist.