Wie fühlt sich Erholung körperlich an?
Kann die Feldenkrais-Methode in der Burnout-Prävention helfen? Wenn ja, warum?
Die Feldenkrais-Therapie wurde nach ihrem Begründer, dem Physiker und Judoka Dr. Moshé Feldenkrais benannt. Er ging davon aus, dass Fühlen, Denken, Wahrnehmen und Bewegen gemeinsame Bauteile menschlichen Handelns sind, die nicht isoliert anzutreffen sind.
Bewegung als persönlicher Ausdruck
Bewegung war für ihn ein Ausdruck der gesamten Person und zugleich der ideale Ansatzpunkt für eine Veränderung. Dr. Feldenkrais ging vom „organischen Lernen“ aus, von der normalen Entwicklung des Babys zum Kleinkind, das sich über die Kindheit hinaus bis ins Erwachsensein fortsetzt.
Der Physiker und Judoka war anhand von Beobachtungen und Studien überzeugt, dass unser Bewegungsapparat zu sehr viel mehr fähig ist, als wir annehmen. So war das Ziel seiner Bewegungslehre, Bewegungsräume auszuweiten.
Die Praxis der Feldenkrais-Therapie
In der Praxis geschieht dies heute in der Feldenkrais-Therapie durch Einzel- oder Gruppenstunden. Dabei handelt es sich um langsame Bewegungen, die mit Aufmerksamkeit und Wohlbefinden ausgeführt werden sollen.
Heute ist bekannt, dass die soziale Kompetenz und die Gefühlswelt von Erwachsenen mit der Reife des Bewegungssystems verbunden sind. Die Basis dafür wird ihm im Babyalter vermittelt, wie er sich bewegt und wie er stimuliert wird. Das alles spiegelt sich in seiner Körperhaltung.
Bewusster Selbstkontakt
Dazu gehört beispielsweise der erste bewusste Selbstkontakt, den ein Kleinkind erfährt, wenn es bewusst seine beiden Hände zusammenführen kann. Dabei lernt das Gehirn diesen doppelten Hautkontakt von anderen Berührungen mit Objekten zu unterscheiden.
Das menschliche Gehirn verortet die Lage bewegter Glieder im Raum. Je mehr es ausprobiert, desto mehr kann es erfahren und später an Beweglichkeit abrufen. Indem sich dieser Lernprozess fortsetzt, wie Feldenkrais annahm, haben auch Erwachsene die Möglichkeit, durch diese Bewegungslehre nicht nur die Körperhaltung sondern auch das eigene Selbstbild zu verändern.
Ebenso wie bei Yoga oder anderen Körpertechniken fehlen zwar wissenschaftliche Studien darüber, aber es mangelt nicht an beeindruckenden Einzelerfolgen.
Eignet sich die Feldenkrais-Methode auch zur Vorbeugung und Behandlung des Burnout-Syndroms?
Durch die Feldenkrais-Bewegungen wird die Daueranspannung und Überaktivität im Gehirn, im vegetativen Nervensystem und in der Muskulatur reduziert. Durch ein Schlaftraining wird der Ein- und Durchschlafprozess gefördert.
Durch die Methode haben Burnout-Betroffene die Möglichkeit, ihr Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung, zwischen Leistung und Erholung wieder selbst zu regulieren. Durch die Bewegungsübungen erhalten sie wieder einen Zugang zu ihren Körperempfindungen, der Möglichkeit sich zu orientieren und damit wieder zur eigenen Regenerationsfähigkeit.
Die Fähigkeit zur Selbsterziehung
Zu Feldenkrais-Therapie gehört auch die Überzeugung von Moshé Feldenkrais, dass der Mensch zur Selbsterziehung fähig ist. Sie ist unabhängig von äusseren Umständen und richtet sich nach den Wünschen und Möglichkeiten des Einzelnen. Er bezeichnete die Fähigkeit, sein eigenes Handeln bewusst zu reflektieren als Bewusstheit. Bewusstsein hingegen ist die Wahrnehmung seines Selbst in einem zeitlichen und räumlichen Orientieren. Den Schlaf sah er als das Lösen des Bewusstseins aus einer räumlichen und zeitlichen Struktur.
„Wenn du weisst, was du tust, kannst du tun, was du willst.“ (Moshé Feldenkrais)