Stress als Ganzkörpererlebnis
Was hat das Immunsystem mit Bauchweh zu tun? Warum haben Frauen mit Depressionen eine geringere Knochendichte? Was ist Psychoneuroimmunologie?
Es ist keinesfalls abwegig zu denken, dass die Arbeit krank machen kann. Dabei sollte allerdings nicht an typische Berufskrankheiten gedacht werden.
Es geht dabei um unser Immunsystem. Vor 40 Jahren noch ging die Medizin davon aus, dass es unabhängig arbeitet. Heute hingegen steht fest, dass Gehirn, Psyche und unser Immunsystem zusammenwirken, auch bei der Entstehung von Krankheiten.
Immunsystem und Nervensystem
Aus diesem Grund hat sich die Psychoneuroimmunologie entwickelt. Im Jahre 1974 wies der amerikanische Psychologe Robert Ader experimentell nach, dass Immunsystem mit dem zentralen Nervensystem zusammenarbeitet und dabei lernen kann.
Das Zusammenwirken zeigt sich auf die unterschiedlichsten Weisen. Und die Einheit von Körper, Geist und Seele wird in vielen Studien beschrieben.
So haben Frauen mit Depressionen laut einer Studie des National Institute of Health eine um 6,5 Prozent geringere Knochendichte in der Wirbelsäule. Im Urin wurde zudem erhöhte Mengen des Stresshormons Cortisol nachgewiesen.
Bei einem anderen Versuch wurde aufgezeigt, dass Stress anfälliger für Schnupfen macht und eine optimistische Grundhaltung die Heilungschancen erhöht. Auch bei Brustkrebspatienten und HIV-Infizierten verbesserten die Stressreduktion sowie mehr Optimismus die Heilungschancen.
Stress als Ganzkörpererlebnis?
Wenn wir gestresst sind, wenn wir uns unter Druck oder überfordert fühlen, dann ist nicht nur das Gehirn betroffen, sondern der gesamte Organismus bis in das Zellinnere.
Im Gehirn ist nur der Ursprung, genau genommen im limbischen System unter Beteiligung von zentralen Schaltstellen für die Produktion der Stresshormone.
Das ist auch gut so, denn unser Körper kann somit sehr gut auf kurzzeitigen Stress reagieren. Die Stresshormone machen uns bereit und versetzen uns in den Kampf-oder-Flucht-Modus.
Chronischer Stress
Stress ist belastend, wenn er chronisch wird, wenn wir dauernd im Stress-Modus sind, wenn der Blutdruck und die Herzfrequenz permanent hoch sind, die Atmung schnell und flach ist und sich die Muskeln nicht mehr entspannen.
Die Psychoneuroimmunologie beschäftigt sich mit dem Zusammenhang und plädiert dafür bei Stress nicht nur die körperlichen Symptome zu behandeln sondern auch die psychischen und sozialen Faktoren zu berücksichtigen.