Mit dem Handy meditieren?
Es geht nicht um Technikverzicht – viel besser! Ein bewegtes Leben neben der digitalen Welt?
Geben Sie es zu! Ihr Handy liegt griffbereit neben ihnen. Tatsächlich ist das Natel aus dem Alltag vieler Menschen nicht mehr wegzudenken und es hat auch seine Berechtigung.
Zugleich lauern aber auch Gefahren, so dass eine Handy-Sucht depressive Stimmungen auslösen kann oder die Aufmerksamkeit permanent auf das Smartphone gelenkt ist. Es geht also, wie bei vielen anderen Dingen, um den richtigen Umgang damit.
Handy – telefonieren geht auch!
Tatsächlich haben moderne Smartphones heute so viele Funktionen, dass Telefonieren, fast zweitrangig wird. Stattdessen spielen die sozialen Medien oder Spiele eine weit grössere Rolle und Ablenkung.
Wer sich dabei ertappt, der kann genau hier mit Achtsamkeit beginnen.
Statt digitaler Enthaltsamkeit die neue Achtsamkeit mit technischen Hilfsmitteln
Digitales kann ebenso zur Selbstfindung genutzt werden. Therapeuten nutzen bereits Audiodateien mit hilfreichen Suggestionen.
Smartphones können wie ein Wecker genutzt werden. Sie werden entsprechend eingestellt und erinnern an seelische Anliegen, wie eine Achtsamkeitsübung zu einer bestimmten Tageszeit oder auf eine Körperwahrnehmung achten, die eine Verspannung vermeiden soll. Auch Mini-Meditationen sind auf dem Smartphone speicherbar und somit möglich.
Auch wenn es für gestandene Buddhisten und Anhänger der Meditation und Achtsamkeit wie ein Schritt in den Abgrund wirkt, kann es eine Chance sein.
Mit dem Headset meditieren?
Alte Meditationstechniken können mit modernen Technologien erweitert werden und so Meditation und Achtsamkeit für Menschen öffnen.
Coaching per Messenger-Service ist dabei fast schon veraltet wenn ein Blick nach Japan oder ins Silicon Valley geworfen wird.
Per Headset geht es hier in die Virtual-Reality. Das Achten auf die Atmung, einatmen und ausatmen findet auch in der virtuellen Meditationsstunde statt, doch es ist gewöhnungsbedürftig und der Weg in das eigene Innere scheint weit weg.
Bisher galt die virtuelle Realität als Notlösung. Doch die Pixel-Landschaft hat Potential für Wissenschaftler, wenn sie ein Gespür dafür hätte, ob der Meditierende aufmerksam ist und sich entsprechend der Konzentration anpasst. Drehen sich die Gedanken im Kopf, dann ist auch die virtuelle Landschaft bewegt und die See vielleicht rau, bleiben die Wellen sanft, dann ist der Nutzer in sich ruhend.
Achtsamkeit und Meditation – alles messbar
Kai Kunze, Associate Professor an der Keio University in Japan, bestätigt, dass heutzutage fast alles gemessen werden kann. Bei einer Meditation könnten mithilfe von Headsets auch die Gehirnwellen gemessen werden, wie auch die Atemfrequenz oder der Herzschlag und die Ablenkung und Konzentration erkannt werden. Verliert der Meditierende den Fokus kann er mit seiner Gedankenkraft die bewegte See wieder in eine schöne Ausgangslage bringen und so die Technik nutzen um besser zu meditieren.
Zwei Wissenschaftlerinnen haben im vergangenen Jahr mit dem Zen-Buddhist Taka Kawakami in Kyoto einen Versuch gestartet. Ein selbstlernender Algorithmus leitet ab, wann der Mönch bei der Meditation abschweift. Dann erhält er sein eigenes Atemgeräusch eingespielt. Studien dazu wurden bereits veröffentlicht.
Mit Neurofeedback die Konzentration steigern
Die Methode, wie die Steuerung durch Gedanken ist nicht neu. Bisher war sie vor allem für Kinder mit ADHS interessant um mithilfe von Neurofeedback die eigene Konzentration zu steigern.
Meditation und Achtsamkeit, vielleicht in einer Mütze mit Sensoren und Algorithmen verpackt, kann damit tatsächlich zu einer Gegenbewegung der digitalen Selbstentfremdung werden und als Meditationshilfe dienen.
Ebenso wichtig aber ist es, sich einmal die Frage zu stellen, was mich lebendig macht und worauf ich zurückblicken werde, wenn ich 80+ bin? Hat sich meine Welt um Posts und das Handy gedreht oder habe ich neben der digitalen auch noch ein sinnvolles und bewegtes anderes Leben geführt?