Ist das Burnout eine Modekrankheit?
Von Burnout wird oft als Modekrankheit gesprochen. Dabei ist das Thema Stress und Burnout schon etwas älter. Wahrscheinlicher ist es, dass das Burnout-Syndrom zum Volksleiden wird, denn immer mehr Menschen fühlen sich ausgebrannt!
Schon im Alten Testament wird von einem Erschöpfungssyndrom, der Elias-Müdigkeit geschrieben, zu dem auch Burnout-Symptome passen.
In den vergangenen Jahrhunderten gab es die Nervenschwäche, auch als Neurasthenie bekannt. Heute wird sie selten diagnostiziert, da mittlerweile andere Krankheitsbilder wie Depression oder Burnout beschrieben werden, die die Symptome der Nervenschwäche mit einschliessen.
Die Dunkelziffer des Burnouts
In der epidemiologischen Psychiatrie wird untersucht, wie viele Personen in Wirklichkeit psychische Probleme haben. Dabei werden nicht die Krankenkassendaten zur Auswertung hinzugezogen, sondern eine repräsentative Auswahl an Personen zu Hause besucht, untersucht und befragt.
Damit sind die Daten dieses Fachgebietes weitaus wahrer und zeichnen ein realistischeres Bild als das der Krankenkassendaten. Ein Grund dafür ist, dass nicht jeder, der gesundheitliche Probleme hat zum Arzt geht. Und vor allem, wer psychische Probleme oder auch ein Burnout hat, zögert mit diesem Gang.
Die Daten der epidemiologischen Psychiatrie haben gezeigt, dass psychische Störungen sehr viel häufiger vorliegen, als bisher angenommen wurde. Innerhalb eines Jahres sollen im Schnitt 30 Prozent der Bevölkerung an einem bedeutungsvollen psychischen Problem leiden. Mit 40 Prozent und mehr haben fast die Hälfte aller Bundebürger einmal im Leben eine psychische Krankheit, die behandlungsbedürftig ist.
Werden psychische Störungen heute eher akzeptiert?
Es ist möglich, dass durch das Aufkommen der Bezeichnung Burnout, Menschen leichter ihre psychischen Befindlichkeitsstörungen benennen, da es eine stärkere, öffentliche Akzeptanz dafür gibt.
Psychische Störungen oder Erkrankungen wie Depressionen, Ängste u. a. werden durch Druck und Stress ausgelöst oder verstärkt. Vor allem die Arbeit stellt für viele Menschen einen grosse stressvolle Belastung dar. Indem bei Bekannten oder beim Arzt der Verdacht geäussert werden kann, dass man ausgebrannt ist und am Burnout leidet, kann auf eine psychische Störung aufmerksam gemacht werden. Zu sagen, dass man psychisch krank ist, tut hingegen niemand.
Damit ist das Burnout-Syndrom wie ein Türöffner um über psychische Störungen zu sprechen, die nur von Jahrhundert zu Jahrhundert eine andere Bezeichnung tragen. Von Modekrankheit kann beim Burnout also keine Rede sein.