Burnout, wenn uns die Moderne zu schaffen macht?
Kaum vorstellbar, dass Menschen vorheriger Jahrhunderte ebenfalls bereits erschöpft und nervös waren! Früher wurden die Nerven dafür verantwortlich gemacht und heute?
Als gegen Ende des 19. Jahrhunderts ein Buch über Nervenschwäche (Neurasthenie) und ihre Behandlung erschien, wurde es zum Renner und mehrmals aufgelegt. Heute würde man vermutlich von einen Bestseller sprechen.
Starke Nerven gebraucht?
Ärzte diagnostizierten plötzlich neuartige Symptome wie Phobien, Störungen der Sinnesorgane wie Ohrensausen und Augenflimmern, verstärkte Gereiztheit, Antriebsschwäche, Apathie und Unruhe bei der Arbeit wurden bemerkt und beschrieben.
Die Symptome wurden mit der Nervenschwäche als somatische Krankheit diagnostiziert. Damit handelte es sich um keine Geisteskrankheit nur ein schwaches Nervengerüst.
Ein weiterer Blick zurück bis ins Mittelalter zeigt immer wieder Erkrankungen auf, deren Beschreibung auch auf das heutige Burnout zutreffen.
Macht uns die Moderne zu schaffen?
Immer dann, wenn etwas Neues kam, wenn die Postkutsche durch die Eisenbahn ersetzt wurde, wenn Menschen vom Land in die Städte übersiedelten oder wenn Frauen durch die Arbeit in der Fabrik mit der Doppelbelastung konfrontiert wurden, litten die Menschen zugleich und kamen in Hektik. Schon der frühe Kapitalismus um 1630 lernte den Kaufleuten „Zeit ist Geld“.
Die Geschichte zeigt, dass den Menschen häufig die Moderne zu schaffen macht, vor allem den Menschen des Mittelstandes, für die sich in der Regel am meisten veränderte.
Und ist es heute nicht ebenso? Wir schätzen das Moderne, das Internet, schnell und stets erreichbar zu sein und leiden gleichzeitig an ihr.
Gesellschaftlich akzeptierte Erkrankung
Zugleich zeigt sich auch, dass es zu jeder Zeit Krankheiten gab, die gesellschaftlich akzeptiert waren und solche über die besser nicht gesprochen wurde.
Vor allem Geisteskrankheiten waren ein Makel. Symptome wie dauernde Erschöpfung, Apathie oder depressive Phasen konnten als Hinweis dafür gesehen werden. Besser nicht davon sprechen!
Modeerkrankungen wurden somit zur Rettung, ähnlich wie heute das Burnout. Sie machten schwer einzuordnende Symptome gesellschaftsfähig, man galt nicht als verrückt oder gar vom Teufel besessen. Früher sprach man vielleicht von Hysterie oder den Nerven, wenn Menschen damit zu tun hatten, ihren eigenen Rhythmus den Veränderungen ihrer Zeit anzupassen.
Und heute?
Und geht es uns heute nicht ähnlich, wenn wir einerseits kritisieren, dass die Ladezeit von Smartphone und PC zu lange braucht, andererseits aber von Stress und Burnout reden?