Also doch – Erreichbarkeit macht Stress
Jetzt geht es an den Chef! Wie können Unternehmen die Erreichbarkeit senken und den Stress ihrer Mitarbeiter reduzieren? Warum ein einfaches Mittel immer noch das Beste ist?
Das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie der Uni Freiburg in Zusammenarbeit mit dem Institut für sozialwissenschaftliche Forschung in München überrascht wenig.
Es macht nur noch einmal deutlich, dass die ständige Erreichbarkeit im Job stresst, seien es E-Mails oder ein klingelndes Handy.
Allerdings haben die Wissenschaftler genau verglichen, was bei der arbeitsbezogenen Erreichbarkeit für Stress sorgt, was die Belastung erhöht und welche Gegenmassnahmen es gibt.
Individuelle Begrenzung
Wesentlich sind demnach individuelle Strategien der Begrenzung, klare Absprachen zwischen Chef und Mitarbeitern sowie zwischen den Kollegen untereinander.
Für die Studie wurden mehr als 200 Beschäftigte aus dem IT-Dienstleistungssektor befragt, zzgl. Interviews, Workshops und eine Online-Befragung.
Die entscheidende Gemeinsamkeit
Die befragten Personen hatten eines gemeinsam: sie haben ein Handy vom Arbeitgeber als Dienstgerät erhalten. Damit haben 91 Prozent jederzeit Zugriff auf ihr Arbeitsmaterial.
In der Studie wurden die Teilnehmer vor Situationen gestellt, indem sie am Sonntagabend telefonisch um Hilfe gebeten wurden. Die Untersuchung zeigte, dass bereits nach einem kurzen Telefonat, die Entspannung nach dem Wochenende sinkt. Dem folgt die Steigerung des Stresses, wenn Mitarbeiter am Wochenende Zeit für den Chef investieren müssen. Selbst die Aussicht auf Freizeitausgleich soll keine Entspannung vermitteln.
Einfach aber wirksam
Eine einfache Massnahme, ist laut den Forschern noch immer am Wirksamsten. Es geht um getroffene Absprachen. Die Befragungen zeigten, dass viele Mitarbeiter nicht wussten, ob ihr Chef eine arbeitsbezogene Reaktion wie eine E-Mail oder eine SMS erwartete. Gleiches gilt unter Kollegen.
Es geht somit um Klärung. Wenn solche Absprachen vorhanden sind, können Mitarbeiter besser entscheiden, ob und wann sie E-Mails anschauen oder Anrufe annehmen oder das Handy lautlos stellen können.
Welche Begrenzungsstrategien greifen?
Diese Begrenzungsstrategien haben eine sehr effektive Wirkung, da der Stresslevel dadurch um beeindruckende zwei Drittel gesenkt werden kann.
Die Studie macht deutlich, dass die Erreichbarkeit zu einen Thema in Unternehmen gemacht werden sollte. Ein Anfang ist es, firmenintern den Umfang der Erreichbarkeit und den Umgang damit zu analysieren.
Anschliessend sollte eine mitarbeiterfreundliche Gestaltung erfolgen. Ist die Erreichbarkeit gut geregelt, dann sinkt die Gefahr stressbedingter Erkrankungen, einem Burnout oder einem chronischen Leistungstief.